Virtueller Rundgang durch die Tempel-Ruine in der Poolstraße
Ab sofort kann die Ruine des Neuen Israelitischen Tempels in der Poolstraße in Hamburg jederzeit virtuell erkundet werden. Die Website www.tempel-poolstrasse.de oder der QR-Code, der am Eingangstor in der Poolstraße angebracht wurde, ermöglichen den direkten Zugang. Neben einem dreidimensionalen Einblick in die Ruine erfahren Interessierte viel über die bewegte Geschichte des ehemaligen Tempels und die aktuellen Arbeiten vor Ort. Grundlage des virtuellen Rundgangs ist ein präziser 3D-Scan des Tempelgeländes, der eine fotorealistische Darstellung der Ruine als interaktiven Rundgang ermöglicht. Realisiert wurde dieses Projekt von der Agentur cp360pano.com im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Website www.tempel-poolstrasse.de wird schrittweise ausgebaut und dient somit zudem als zentrale Informationsplattform, um über den Fortschritt der Instandsetzung und die Entwicklungsperspektive des Denkmals zu informieren.
Finanzsenator Dr. Andreas Dressel: „Die Ruine des Neuen Israelitischen Tempels ist ein wichtiges Zeugnis jüdischen Lebens in Hamburg. Dieser historische Ort liegt verborgen in einem Hinterhof und war bisher für die Öffentlichkeit nur in Ausnahmefällen zugänglich. Mit dem virtuellen Rundgang ändern wir das jetzt. Gemeinsam mit allen Stakeholdern sind wir in einem engen, kontinuierlichen Austausch, um dieses bedeutsame und geschichtsträchtige Areal zu erhalten und für die Zukunft behutsam weiterzuentwickeln.“
Kultursenator Dr. Carsten Brosda: „Die Überreste des ehemaligen Tempels in der Poolstraße sind ein einzigartiges Denkmal, das uns viel über die Geschichte jüdischen Lebens in Hamburg erzählt. Es ist wichtig, dass wir diese Zeugnisse erhalten und auch sichtbar machen. Die beeindruckenden Aufnahmen ermöglichen künftig allen einen faszinierenden Blick auf dieses Denkmal und seine Geschichte.“
Christian P. Schlichte, Inhaber cp360pano.com: „Unser 3D-Rundgang im Neuen Israelitischen Tempel startet mit einer schönen Ansicht als 3D-Puppenhaus, so dass sich sofort ein Überblick gewinnen lässt, was auf dem Gelände noch von den Resten des Tempels vorhanden ist. Die Betrachter:innen können sich anschließend virtuell frei auf dem Gelände bewegen, sämtliche zugänglichen Bereiche begehen, in 18 auf dem Rundgang positionierten Content Points umfangreiche Textinformationen in deutscher und englischer Sprache zu den einzelnen Gebäudeteilen abrufen und sich zudem jederzeit komplett in 360° umschauen. Sogar ein Grundriss ist verfügbar. So entsteht ein virtueller Rundgang in 3D, der seinen Namen auch verdient.“
cp360pano ist eine Agentur für virtuelle 3D-Rundgänge, die sich unter anderem auf sakrale Gebäude und Museen spezialisiert hat, um sie weltweit zugänglich zu machen. Dazu werden ein innovatives 3D-Kamerasystem sowie eine zusätzliche Software für eine verbesserte User-Führung genutzt.
Im Jahr 2020 erwarb der zur Finanzbehörde gehörende Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen ein Teilgrundstück mit den Überresten des Neuen Israelitischen Tempels in der Poolstraße. Ziel des Ankaufes war es, dieses einzigartige Kulturdenkmal dauerhaft zu sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierfür ist ein breit aufgestelltes Stakeholder-Beteiligungsverfahren gestartet worden, um die adäquate Nutzung für alle Interessensgruppen zu ermöglichen. Die unter Denkmalschutz stehenden baulichen Reste sollen mit einer Zukunftsperspektive entwickelt werden und als jüdisches Kulturdenkmal und Erinnerungsort erhalten bleiben. In Absprache mit dem Denkmalschutz sind bereits sichernde restauratorische Maßnahmen durchgeführt worden. Umfangreiche Untersuchungen des gesamten Areals mittels Georadar im Rahmen einer Städtekooperation durch das Essener Vermessungsamt haben ebenfalls stattgefunden.
Die steg Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH betreut unter anderem die neue Website zum Projekt, über die die Öffentlichkeit regelmäßig über Fortschritte und Entwicklungen informiert wird.
Hintergrund
Den Überresten des ehemaligen Neuen Israelitischen Tempels kommt eine besondere religiöse und geschichtliche Bedeutung zu. 1844 wurde in der heutigen Poolstraße 12 der erste Tempel einer eigenständigen jüdischen Gemeinde des damals noch jungen liberalen Judentums in Deutschland überhaupt eingeweiht, der bis 1931 für Gottesdienste genutzt wurde und 1937 unter Wert verkauft werden musste. Das Tempelgebäude wurde im 2. Weltkrieg durch eine Fliegerbombe weitgehend zerstört und ist von der Stadt seit vielen Jahren unter Denkmalschutz gestellt.