Sehr geringe Gefahr für die Bevölkerung dank hoher Impfquote. Polio-Wildviren kommen laut der Behörde weltweit eigentlich nur noch in Afghanistan und Pakistan vor
In einer Hamburger Abwasserprobe sind Polio-Wildviren vom Typ 1 (WPV1) nachgewiesen worden. Das Risiko für die allgemeine Bevölkerung wird aufgrund der hohen Impfquoten und des isolierten Nachweises im Abwasser durch das Robert Koch-Institut (RKI) und die Fach- und Reaktionsgruppe Seuchenschutz des Öffentlichen Gesundheitsdienstes der Freien und Hansestadt Hamburg als sehr gering eingeschätzt. Polio-Wildviren kommen weltweit nur noch in Afghanistan und Pakistan vor und können zu Poliomyelitis (Kinderlähmung) führen. Dem RKI wurden bislang deutschlandweit keine klinischen Fälle von Poliomyelitis übermittelt. Die in Deutschland eingesetzte Polioimpfung ist sicher und wirksam.
Das Nationale Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren (NRZ PE) am RKI untersucht zusammen mit dem Umweltbundesamt in einem Forschungsprojekt fortlaufend Abwasserproben aus deutschen Großstädten auf Polioviren, darunter auch aus Hamburg. Die positive Probe stammt aus der Kalenderwoche 41/2025, der Befund wurde verifiziert und dem Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt in dieser Woche mitgeteilt. Da es sich um eine Abwassersammelprobe aus Hamburg und teilweise angrenzenden Bundesländern handelt, ist eine genaue örtliche Bestimmung, wo das Virus durch menschliche Ausscheidung in das Abwasser gelangte, nicht möglich. Auch kann durch die Untersuchung nicht festgestellt werden, ob eine oder mehrere Personen mit dem Virus infiziert sind.
Die letzte in Deutschland erworbene Poliomyelitis-Erkrankung durch Polio-Wildviren wurde 1990 erfasst. Die letzten beiden importierten klinischen Fälle wurden 1992 registriert. Bereits seit Ende 2024 werden in Abwasserproben aus mehreren Standorten in Deutschland zirkulierende Impfstoff-abgeleitete Polioviren des Typs 2 (VDPV) nachgewiesen. Eine Verbindung zwischen diesen Viren und dem jetzigen Nachweis des Wildvirus besteht nicht, da es sich um verschiedene Typen von Polioviren handelt.
Grundsätzlich können sowohl VDPV als auch Wildviren bei Menschen, die nicht oder nicht ausreichend geimpft sind, Poliomyelitis (Kinderlähmung) verursachen. In Deutschland und auch in Hamburg ist aufgrund der hohen Impfquoten von einer Herdenimmunität innerhalb der Bevölkerung auszugehen. Das Risiko für die allgemeine Bevölkerung durch Polioviren (VDPV und Wildvirus) wird deshalb und aufgrund des isolierten Nachweises im Abwasser als sehr gering eingeschätzt.
Eine vollständige Poliomyelitis-Impfung mit dem in Deutschland eingesetzten Totimpfstoff schützt zuverlässig vor der Erkrankung. Die Viren werden durch Schmierinfektionen (Stuhl-Hand-Mund) übertragen.
Das RKI weist seit dem Auftreten der VDPV Ende 2024 verstärkt darauf hin, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene generell gemäß der Empfehlungen der STIKO gegen Polio geimpft sein und bestehende Impflücken geschlossen werden sollten.
Die für solche Fälle eingerichtete Fach- und Reaktionsgruppe Seuchenschutz des Öffentlichen Gesundheitsdienstes der Freien und Hansestadt Hamburg, zusammengesetzt aus interdisziplinären Expertinnen und Experten, hat sich zu dem Abwasserfund ausgetauscht und informiert die Fachöffentlichkeit über den Fund. Die zuständigen Behörden in Hamburg stehen im engen Austausch mit dem RKI. Aktuell laufen weitere Abwasserbeprobungen. Das Hamburger Trinkwasser ist nicht betroffen.
Weitere Informationen sind beim RKI unter www.rki.de/polio und www.rki.de/polio-impfung abrufbar.




