Wer auf der Straße lebt, wird von der Stadt unterstützt: Mit Unterkunft und Beratung wird in der kalten Jahreszeit einerseits akut geholfen und zugleich eine Perspektive für danach entwickelt. Am 1. November 2019 startet wie in den Vorjahren das Winter-Notprogramm. Es bietet bis Ende März 2020 nach derzeitigen Planungen insgesamt 780 zusätzliche Schlafplätze für obdachlose Menschen sowie umfangreiche Beratungsangebote, um die Obdachlosigkeit zu überwinden.

Der städtische Betreiber f&w fördern und wohnen AöR (f&w) stellt 650 Schlafplätze zur Verfügung. Davon befinden sich 400 Schlafplätze in der Friesenstraße 22, die sich auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen (z.B. Rollstuhlnutzung) eignet. Auch der Standort in der Kollaustraße 15 mit 250 Schlafplätzen wird erneut genutzt. Beide Standorte verfügen über 100 weitere Plätze zur Reserve. Die Unterkünfte sind von 17 Uhr bis 9.30 Uhr geöffnet. Der im letzten Winter gut genutzte Bus-Shuttle zum Standort Kollaustraße (einmal abends von der Friesenstraße dorthin und einmal morgens zurück in die Innenstadt) ermöglicht die Anfahrt für Nutzerinnen und Nutzer.

Der Schlafplatz kann jeden Abend wieder aufgesucht werden. Vor Ort gibt es verschließbare Schränke, Kleiderkammern, Essensausgaben und umfangreiche Angebote zur Hygiene. Die nächtliche Wärmestube des Winternotprogramms mit 100 Plätzen in der Hinrichsenstraße 4 steht zudem an den Wochenenden und Feiertagen als Tagesaufenthaltsangebot zur Verfügung. Die ganzjährige Notübernachtungsstätte Pik As mit 330 Plätzen ist auch im Winter geöffnet.

Das Winternotprogramm kann weiter auf Solidarität der Hamburger Bürgerinnen und Bürger zählen. Neben den 650 zusätzlichen Plätzen bei f&w werden rund 130 staatlich finanzierte, aber ehrenamtlich betreute Schlafplätze in Wohncontainern zusätzlich bei Kirchengemeinden und weiteren Einrichtungen bereitgestellt. Die Vergabe dieser Plätze findet durch das Diakonische Werk unmittelbar vor dem Start des Winternotprogramms statt. Viele Hamburgerinnen und Hamburger engagieren sich zudem seit Jahren im Förderverein Winternotprogramm für Obdachlose e.V., der unter anderem die Ausgabe von Speisen im übernimmt.

Soziale Beratung

Das Hamburger Winternotprogramm geht weit über eine bloße Notunterbringung hinaus. Ziel ist es, eine Rückkehr in Wohnung und soziale Sicherungssysteme zu erreichen. Alle Nutzerinnen und Nutzer des Winternotprogramms erhalten daher eine Perspektivberatung, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Alter.

Hier werden die prekären Lebenslagen besprochen, etwaige Ansprüche auf Sozialleistungen und öffentlich-rechtliche Unterbringung geklärt und Unterstützungen für Beantragung oder andere Hilfeprozesse angeboten. Dabei arbeitet das Winternotprogramm eng mit weiteren Stellen zusammen, etwa mit den bezirklichen Fachstellen für Wohnungsnotfälle und der Anlaufstelle für wohnungslose EU-Bürger /plata.

Hintergrundinformationen

 Das Winternotprogramm ist ein staatliches Angebot zur Gefahrenabwehr bei kalten Tagen mit frostigen Nächten. Es richtet sich ausschließlich an obdachlose Menschen in Hamburg, die kostenlos und auf Wunsch anonym eine Übernachtung suchen und über keine sonstigen Möglichkeiten zur Selbsthilfe verfügen.

Seit dem Winter 2012/2013 konnten mehr als 1.000 Menschen nach dem Ende des Winternotprogramms den Weg in ein Leben abseits der Straße finden, davon allein im vergangenen Winter 495 Menschen.