Page 13 - Magazin Oktober 2020
P. 13
INFINITY Oktober 2020 13
Marie: Vor einigen Wochen hatte ich Jürgen Drews: Ich hab‘ schon im- Wir unterstützen das tatkräftig. Joe-
zu Hanno gesagt, ich möchte auch mer Musik gemacht. Banjo und lina ist so etwas von bedacht dar-
mal – so wie er – Interviews mit Pro- Gitarre gespielt und in einer Band auf, unbedingt ihr Abitur machen zu
mis führen. Nur kurze Zeit danach gesungen. Kurz vor meinem Abitur wollen, dass Ramona oder ich nicht
war es soweit. Mit einem flauen Ge- habe ich mit meiner Band einen Titel sagen müssen: „Pass mal auf, du
fühl in der Magengrube und einem in den USA veröffentlicht. Wir nann- musst das und das machen“, im
Mikrofon in der Hand stand ich vor ten uns damals „die Anderen“, weil Gegenteil, ich sage manchmal zu
Jürgen Drews, der uns mit zu einem wir uns ein bisschen anders gefühlt ihr: „Joelina, wenn du weiterkommen
Konzert in Dorsten mitgenommen haben und nicht etwa, weil wir ho- willst, musst du auch ab und zu bei
hatte und der jetzt auf meine erste mophil waren. Der Name war auch mir im Studio etwas einsingen.“ Wir
Frage wartete: ein bisschen unglücklich gewählt, verbinden uns dann häufig mit den
muss ich heute gestehen. Wir waren USA über Skype. Wir haben dann die
Marie: Um mich auf das Interview damals vier Jungs, die alle – ich war Amerikaner dran sitzen, die hören
vorzubereiten, habe ich natürlich der hässlichste von denen – ziem- sie dann live singen. Die geben ihr
ihre Homepage gelesen. Besonders lich gut ausgesehen haben. Wir sind dann Tipps, singe das so, du musst
auffällig war für mich, dass sie Medi- dann unter dem Namen „Cannibal das so verbinden, damit es auch
zin studiert haben und das Studium Comix“ in den USA veröffentlicht international klingt.
für die Musik abgebrochen haben.. worden. Von uns hing beispielswei-
Haben Sie diesen Entschluss schon se damals ein riesiges Poster in der Marie: Wo siehst du Joelina in fünf
einmal bereut? bekanntesten Straße von Los Ange- Jahren?
les, dem Sunset Boulevard.
Jürgen Drews: Ich habe das zu Jürgen Drews: Wenn ich das wüss-
Anfang schon ein wenig bereut, Weil wir ausnahmslos Englisch ge- te. Weißt du, dieses Business ist
aber nachher ist dieser Entschluss sungen haben, habe ich durch Zufall unwegbar. Ich habe englisch an-
schon in Ordnung gegangen. Mein auch Les Humphries kennengelernt. gefangen, habe nie geplant in die-
Vater war ein sehr erfolgreicher Der rief mich dann eines Tages an ses Business zu gehen und was
Arzt. Er kam aus dem chirurgischen und sagte zu mir, singe bei mir in bin ich heute: „König von Mallorca“.
Metier und ist nach dem Krieg in meinem Chor mit. Dafür gab es Ich komme aus dem Pop. Ich klin-
die praktizierende Medizin überge- 500,-- DM. Da sagte ich natürlich ja ge popmäßig auch ganz anders,
gangen. Er hatte immer ein Skalpell und so kam ich zu den Les Hum- da bin ich auch viel authentischer.
und immer kleinere Bestecke da- phries Singers. Und nun kam eine Aber es macht mir einen tierischen
bei, um „kleine Operatiönchen“ wie Tournee nach der anderen und ich Spaß, das zu machen. Das hätte
zum Beispiel ein Furunkel aufzuma- verdiente nun für jeden Auftritt 500,- ich mir nie träumen lassen. Um auf
chen immer gleich vorzunehmen. DM. deine Frage zurückzukommen: Ich
Gegenfrage: Wie gut bist denn du weiß heute nicht, was Joelina spä-
in der Schule? Gut? Zu dieser Zeit war ich schon im- ter einmal machen wird. Wir, besser
matrikuliert. Und nun begann ich gesagt Joelina, will es international.
Marie: Meine Mutter und auch ich mit dem Schicksal zu hadern und Wir waren mit ihrem ersten Stück
sind damit zufrieden! fragte auch meine Eltern: „Was soll „Trendsetter“ auf Platz 14 in den ech-
ich bloß machen. Weiterstudieren?“ ten „Trends“, was aber keine Chart-
Jürgen Drews: Was hast denn du Mein Vater antwortete mir: „Du hast platzierung bedeutet, nicht nur in
für Noten? Gute? Altgriechisch und Latein gelernt, das den USA, ebenso in England. Nicht
kann dir keiner nehmen. Wenn dir mehr, aber eben auch nicht weniger.
Marie: Ja! die Musik Spaß macht, dann mach Mal sehen, was nun passiert.
weiter!“ Und hier bin ich immer noch.
Jürgen Drews: Du machst auf mich Marie: Ich glaube jeder träumt ein-
auch den Eindruck. Du kannst gerne Marie: Nun bist du selbst Vater zwei- mal davon, einen so berühmten Va-
Du zu mir sagen. Ich bin der Onkel er Kinder. Fabian und Joelina zieht ter wie Jürgen Drews zu haben. Wie
Jürgen. es ebenfalls zur Musik. Wie begeis- würdest du dich als Vater beschrei-
tert bist du von der Entscheidung ben?
Marie: Dein Vater war also ein er- der beiden?
folgreicher Arzt. Wie haben deine Jürgen Drews: Nein, nein, nicht je-
Eltern damals auf die Entscheidung Jürgen Drews: Was soll bei so ei- der träumt davon.Joelina
reagiert, das Studium abzubrechen? nem Vater anderes rauskommen? findet es gar nicht witzig!